Thomas, ein junger Mann auf der Flucht, findet unverhofft Unterschlupf bei einem sympathischen Pärchen: Den Moerfields.
Wie Hänsel ohne Gretel lässt er sich in ein Pfefferkuchenhaus der besonderen Art locken und wie Hänsel wird er nach Strich und Faden mit dem besten Essen verwöhnt.
Die einsamen Moersfields sehnen sich nach einem Sohn und setzen ihre Hoffnungen auf Thomas – und sie lassen sich nur ungern enttäuschen…
Mit der Annahme im Hinterkopf es würde sich hier um eine Art Horror-Adaption von Hänsel und Gretel handeln, hab‘ ich mich an Im Zentrum der Spirale gemacht. Die ersten Seiten spiegelten erstmal den Klappentext wieder:
Thomas, ein junger Mann, der versucht seiner wenig rühmlichen Vergangenheit zu entkommen, trifft auf ein Rentnerpärchen, das ihn auf der Straße als Anhalter einsammelt. Auf dass sich Thomas ein wenig erholen soll, haben die Moerfields ihn mit nachhause genommen – insbesondere Ms. Moerfield ummuttert Thomas regelrecht.
Schon bald merkt Thomas aber, dass hier etwas nicht zu stimmen scheint: die Moerfields verhalten sich merkwürdig, scheinen ihn nicht wirklich gehen lassen zu wollen und auch etwas vor ihm zu verbergen.
Soweit so gut – was mich nun allerdings gewundert hat war, dass ich noch mehr als zweidrittel des Buchs vor mir hatte! Wie will Cecille Ravencraft es schaffen, die Geschichte (ich gab mich noch immer der irrigen Annahme hin, es handele sich um eine Adaption des grimmschen Märchens) noch so lange zu ziehen?
Es sei soviel verraten: das Buch ist in drei Teile aufgegliedert; der erste Teil dient hier lediglich der Einleitung für den eigentlichen Roman! Was dann folgt ist… heftig!
Zu guter Letzt nur noch soviel: erstens kommt es anders und zweitens als man denkt – ach, und drittens wird’s dann ohnehin wieder ganz anders!
Ein wenig fühlte ich mich an Laugier’s genialen Film Martyrs erinnert: in dem Moment, in man denkt das Ende erreicht zu haben, beginnt es erst wirklich!
Im Zentrum der Spirale ist ein klassischer Horror-Roman, ein zermarternder (Psycho-)Thriller, ein unbarmherziges Drama.
Ravencraft hat es geschafft den Leser binnen kurzer Zeit in eben dieses Zentrum der Spirale zu ziehen und hält ihn dort bis zur letzten Seite!
Interessant sind vor allem die Beziehungen, die Ravencraft zu ihren Protagonisten aufzubauen weiß – sie schafft hier einen Antihelden, dem es immer wieder gelingt, dass man die eigenen Grundsätze in Frage stellt.
So ist Im Zentrum der Spirale eines der Bücher, die ich förmlich verschlungen habe! Ein Page-Turner, der nicht auf das gewohnte Hollywood-Niveau absinkt, sondern stetig vorantreibt, überrascht, fesselt und schlichtweg überzeugt.
Der Sinn, dass sich die Autorin in ihrem Buch selbst (bzw. ihrem Akronym) eine Rolle geschenkt hat, sei einfach einmal dahin gestellt…
Ich muss mich jetzt auch erstmal dran machen rauszukriegen, ob denn nun Thymian oder doch Majoran das Geheimnis ist…
Torsten Low hat hier wieder sein Händchen für außergewöhnliche Autoren bewiesen! Es sind eben genau diese Geschichten, die so typisch Low sind! Ja, manchmal dachte ich ernsthaft ich hätte hier eine Novelle aus dem extremeren Bereich in den Händen, da Ravencraft nicht gerade zimperlich mit Gewaltexzessen umgeht, doch verliert sie sich hier nicht im Blutdurst.
Im Zentrum der Spirale ist ein genialer Horror-Thriller, der sich nicht hinter „den Großen“ zu verstecken braucht – unbarmherzig, unvorhersehbar, unbedingt lesen!
[…] Der Summer als ich starb, Festa Verlag, 2016) und erfährt noch eine Prise von Cecille Ravencrafts Im Zentrum der Spirale (Verlag Torsten Low, 2010). Ein weiblicher Matt Shaw, mit Millers Brutalität, Whites […]