Michael Dissieux – Der Schuppen

Der Schuppen … stand schon immer hinten im Garten vor der großen Dornenhecke.
Der Schuppen … birgt seit Generationen das schreckliche Geheimnis meiner Familie.

An einem kalten Tag im Februar 1986 verliere ich meine Kindheit, als ich in den alten Schuppen im Garten gehe und in einer staubigen Ecke die Falltür entdecke. Davor stehen ein schäbiger Sessel und eine Flasche Whiskey. Jemand hatte sich hier gemütlich eingerichtet.
Als ich die Stufen hinab in die Erde steige, spüre ich mit jedem Schritt, wie sich etwas in mir verändert. Am Ende der alten Holztreppe angelangt, bin ich ein anderer. Ich bin kein Kind mehr…

Vorab: ich mag Michael Dissieux total. Er schafft es immer wieder, mich in seinen Bann zu ziehen und ich kann seine Geschichten und Bücher kaum wegzulegen.

Bei Der Schuppen war es ähnlich, auch wenn nicht ganz so wie bei seiner „Graues Land“-Serie. Ein nicht ganz so düsteres Setting, dafür um so verstörender. Der Schuppen… „Ja, was ist wohl in dem Schuppen?“ fragt man sich anfangs und kann es kaum erwarten, dort hinein zu gehen. Und dann die Enttäuschung: im Schuppen ist nichts! Nur ein blöder Sessel… Dann: die Falltür… also ist etwas unter dem Schuppen! Die Spannung steigt, und man kann es kaum erwarten, durch die Falltür nach unten zu gehen. Ja, man weiß, dass man das, was dort ist, nicht unbedingt sehen will, aber wenn schon! Die Neugier siegt!

Und dann ist man dort unten und sieht die verstörenden Gerätschaften, Bilder bauen sich vor dem inneren Auge auf, und man will doch lieber nicht so genau wissen, was dort geschieht.

Die Geschichte nimmt Fahrt auf, die Hauptfigur ist innerlich zerrissen, aber das legt sich mit der Zeit. Ein Portrait von einem Mann, der Hoffnungen und Wünsche hatte, ja ein ganzes Leben vor sich. Doch alles geht in die Brüche, und so tritt er das Erbe seiner Vorväter an, wenn auch erst mit ein wenig Widerwillen…

Eine gute Geschichte, mit der man sich am Anfang etwas anfreunden muss, aber die schnell an Fahrt aufnimmt und mit der man sich unter der Bettdecke verstecken möchte. Ich beäuge meine Nachbarn jetzt doch etwas kritischer…