Dieser Roman ist ein Albtraum in einem Albtraum in einem Albtraum.
Jessica möchte einen günstigen Gebrauchtwagen kaufen. Als sie mit dem Besitzer alleine in dessen Wohnung ist, fällt er über sie her und vergewaltigt sie.
Jessica will nur noch eines: Rache. Deshalb entführt sie den Mistkerl in die einsame Wildnis. Sie will ihn erschießen, er soll sterben…
Aber die beiden befinden sich an einem bösen Ort. Die inzüchtigen Einwohner des Städtchens Hopkins Bend hüten seit Generationen ein grauenvolles Geheimnis – und Jessica kommt ihnen für ihre perversen Spiele gerade recht…
Nachdem Jessica von Hoke vergewaltigt wurde zögert sie nicht lange: sie entführt Hoke, um ihn in der Wildnis zu erschießen.
Doch in der vermeintlichen Einsamkeit ist sie nicht alleine…
Megan und Pete machen eigentlich nur kurz Halt, um ihren Wagen zu tanken.
Die Besitzer der Tankstelle sehen in ihnen nun allerdings alles andere, als zahlende Kundschaft…
Abby ist in Hopkins Bend aufgewachsen – eigentlich ist sie eine von "ihnen".
Nur ist das Festmahl im Keller für sie doch etwas anderes, als für ihre Familie…
Verkommen ist einer dieser Romane, die ihrem Namen schlichtweg gerecht werden.
Was als scheinbar einfacher Slasher beginnt, entwickelt sich zu einem durchaus überraschenden Katz-und-Maus-Spiel – ein gelungener Mix aus Thriller und Horror.
Bryan Smith zögert nicht lange, den Leser über die Seiten zu hetzen! Wird Jessica gerade noch -, da wird auch schon Pete -, doch Abby -!
Achterbahnfahrt? Eventuell, wenn man das Buch aus der Hand legt! Während dem lesen sitzt man in einer Zentrifuge, welche Smith auf 10G beschleunigt – 9G kann ja jeder!
Er donnert mit der Geschwindigkeit und zerstörerischen Kraft einer Gatling, Entscheidungen und Geschehnisse gnadenlos auf den bereits am Boden liegenden Leser!
Stilistisch eine grundsätzlich gute Idee ist der kapitelweise Charakterwechsel. Man baut Spannung auf, welche man relativ gut auf einem Level zu halten weiß, da es immer wieder um einen anderen Handlungsstrang geht.
Smith vollführt diesen Wechsel recht angenehm, da er die Kapitel nicht unbedingt mit einem wahnsinnigen Cliffhanger beendet – man hat mit der reinen Handlung schon genug zu verarbeiten.
Für meinen Geschmack wirklich außergewöhnlich gut gelungen ist die Implementation der klassischen Horror-Elemente. Es wirkt nicht aufgesetzt oder gezwungen, sondern schleicht sich beinahe unbemerkt in die Handlung, um sich dann allerdings mit einem Paukenschlag zu manifestieren!
Gerade in diesem Bereich arbeitet Smith sogar mit einer Prise Humor, welcher allerdings derart dreckig (verkommen?) ist, dass er sich nahtlos einreiht.
Bryan Smith kennt keine Gnade! Er nimmt die letzte Hoffnung, lässt den Lichtblick zu einem Atompilz mutieren und baut dem Leser eine Bastion, aus welcher man nur als Täter wieder entkommen kann!
Bryan Smith lässt einfach alles ungerührt verkommen…
Und das ist der Punkt, welcher Verkommen so interessant macht: das ganze Buch über hinweg, wird man förmlich von der Frage verfolgt, wie man selbst in einer derartigen Situation handeln würde.
Die letzten Seiten der Geschichte: man saugt alles in sich auf, hört das Surren der Reifen, spürt die kühle Luft auf dem Gesicht… und weiß, um die Antwort.
Der nun folgende Epilog ist das stille Bekenntnis des Verstehens.
Was im englischsprachigen Raum die Alltäglichkeit füttert, ist in Deutschland noch immer ein Novum: Literatur, die weiter geht.
So viele großartige Autoren, die der Spießbürgerlichkeit zum Opfer fallen und nicht übersetzt werden – Paradoxon: die Spießbürgerlichkeit macht mit diesen Autoren eben das, was diese in ihren Romanen schreiben und weswegen sie letztlich nicht übersetzt werden! Das ist allerdings ein anderes Thema…
Und was in Deutschland ein Novum, ist für Festa eine Kür!
So schenkt dieser Verlag nicht nur die Möglichkeit, außergewöhnliche Autoren kennenzulernen und lesen zu dürfen, sondern auch außergewöhnliche Bücher, die mit Liebe zum Detail gedruckt und veröffentlicht werden!
Auch Verkommen wurde so wieder eines dieser Bücher, welches sich stolz in die Geschichte des Verlags einreihen darf!
Ein tolles Cover, eine gute Bindung und eine spielerische Detailverliebtheit. Hier kauft man nicht nur ein Buch, sondern auch ein Stück Leidenschaft an dem Medium.
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