Strafversetzung!
Lisbeth Schwintowsky, engagierte Kriminalkommissarin mit Herz und Hirn, wird unversehens in die tiefste Provinz katapultiert. Adieu Berlin, willkommen Brandenburg! Doch was zunächst wie ein persönlicher und beruflicher Rückschlag erscheint, entpuppt sich schnell als das genaue Gegenteil. Lisbeth trifft auf unkonventionelle, liebenswürdige Kollegen, umgeben von einem Sumpf aus Intrigen und düsteren Machenschaften. Im Mühlbach wird die Leiche einer jungen Frau entdeckt, bald stößt das Ermittlerteam auf einen zwielichtigen Bürgermeister, die verhaltensgestörte Sandra und ein trauriges Familiengeheimnis …
Mari März präsentiert mit »KLIPP KLAPP … und du bist tot!« einen vielschichtigen, unterhaltsamen Thriller mit Regionalkolorit, Berliner Charme und humorvoll-satirischer Gesellschaftskritik.
Jaaaaaeeeeiinschoooonnnngrmpf – doch…
Hätte jetzt nicht gedacht einmal eine Rezension so zu beginnen, doch soll man ja bekanntlich niemals nie sagen.
Doch fangen wir von vorne an…:
eigentlich wollte ich dieses Buch gar nicht kaufen. Ja, um genau zu sein, hat mir sogar die Autorin selbst eher davon abgeraten, da dieses Buch wohl weniger meinen Geschmack treffen würde – wir unterhielten uns auf der vierten Buch Berlin über A.C. Hurts, Michael Merhi und meine Probleme mit einem (ehemaligen) Redrum-Autoren.
Und wie man nun hier lesen kann, hat es sich doch so ergeben, dass sich KLIPP KLAPP… und du bist tot! in meinen Besitz begeben hat. Die "Schuld" hat letztlich dann eben doch die Autorin, die mich auf der Redrum-Lesung wirklich neugierig auf diesen Thriller gemacht hat
Wobei ”Thriller“ die Sache nicht so ganz trifft – dazu aber gleich mehr.
Die Geschichte selbst erfindet das Genre nun nicht unbedingt neu, will und braucht dies aber auch nicht.
Elizabeth Schwintowsky, eine aus Berlin nach Brandenburg strafversetzte Polizeibeamtin, sieht sich recht schnell einem Mordfall ausgesetzt, der tiefer in das dörfliche Idyll verwebt zu sein scheint, als es anfangs den Eindruck erweckt.
Was einfach unweigerlich auffällt, ist, dass hier eine Frau erzählt. So ertrinkt man als (männlicher) Leser weniger in einer Informationsflut, als dass man von einem Mitteilungstsunami fortgerissen wird!
Es liegt mir fern, den Gehalt dieser Unsumme an Informationen anzuzweifeln, doch aber ihre Relevanz.
Wenn diese Irrelevanz sich nun auch noch mit einem Adjektiv-Wutanfall paart, kann es doch bisweilen zu einem (mitunter genervten) Grinsen führen.
Man fühlt sich als Leser ein wenig entmündigt, wenn die Phantasie nur dazu dienen darf, das definierte (und dadurch leider so schnell steril wirkende) Bild vor sich zu sehen.
Das erwähnte Grinsen rührt vor allem von der Tatsache, dass Mari März Lektorin ist, was vermuten lässt, dass sie in ihrem Berufsleben einem solchen Buch viele rote Passagen geschenkt hätte.
Wie dem auch sei, wird dieser Schatten von nicht wenig Licht genährt!
So findet man hinter diesem adjektivierten Informationsdrang einen wirklich soliden Krimi mit einzelnen Thriller-Passagen – eine durchdachte Mixtur aus Cody McFadyen (Protagonistin und Beziehungsebene), Simon Beckett (Ermittlung und Darstellung), Sebastian Fitzek (Psychogram und Thrill) und eben Mari März (die Eigennote).
Persönlich gut gefallen hat mir die zeitliche Abfolge von KLIPP KLAPP… und du bist tot!.
März lässt ihren Krimi in einer realistischen Zeitspanne geschehen, was den Leser die Geschehnisse nachvollziehbar gestaltet.
Besonders im letzten Drittel nimmt das Buch dann wirklich an Fahrt auf und zeigt sich sehr viel thriller-lastiger – zudem macht sich ein klar wahrnehmbarer Entwicklungsprozess der Autorin bemerkbar: der Stil wird schlichtweg besser.
Wirklich Spaß bringt die spürbare regionale Verbundenheit der Autorin.
Die stutenbissige, kantige und bisweilen durchaus als marode zu bezeichnende Art dieser doch sehr speziellen Berlin-Brandenburger-Spezies wird von Mari März wirklich herrlich dargestellt.
Auch der Wechsel zwischen der Erzählung und den Therapiesitzungen bringt eine gewollte Unruhe in das Buch, welche wieder sehr thriller-typisch ist.
Über das Ende kann man nun wieder diskutieren: für mich zu vorhersehbar, zu unspektakulär – was nicht heißt, dass es schlecht wäre! Nur will der Funken nicht überspringen oder es ist für mich einfach ein wenig zuviel Einhornpups…
Kurzum hat Mari März mit KLIPP KLAPP… und du bist tot! ein gesundes Debüt veröffentlicht, welches durchaus gespannt auf den zweiten Teil warten lässt und durch den (verdienten) Welpenschutz ein wenig mehr Zuneigung zugesprochen bekommt.
Für die zweite Auflage: bitte den Klappentext anpassen, denn dieser wird hier beschnitten.
Ein Dank darf nun natürlich auch nicht fehlen: und zwar an den Verleger, Michael Merhi, welcher mir das Buch geschenkt hat (und zwar nicht als Rezensionsexemplar – hier wird der Kunde eben doch noch wirklich geschätzt!) und an die Autorin, Mari März, für die Signatur (auch wenn’s eben doch keine fünf Sterne geworden sind).
[…] für Festa und Redrum hat sie so manches Buch "veredelt"! Als ich dann von ihrem Roman KLIPP KLAPP … und du bist tot! (Redrum Books, 2017) erfuhr, wurde ich natürlich […]