Als Bobby eines Tages aufwacht, laufen die Dinge aus dem Ruder, da der Lauf einer Schrotflinte tief in seinem Arsch steckt.
Was ursprünglich als Racheaktion an seinem alten ›Kumpel‹ Harry geplant war, entpuppt sich als Road-Trip der besonderen Art.
Amerikas Straßen sind gepflastert mit Steinen der Liebe und Bobby, Harry & Co. drehen jeden einzelnen davon um. Dabei lassen sie kein Fettnäpfchen aus, und ihre von Blut, Eiter und Scheiße triefenden Abenteuer schweißen sie enger zusammen, als sie es jemals zu träumen gewagt hätten.
Deutsche extreme Horror/Splatterpunk-Autoren und ich – auf eine gewisse Art und Weise eine kleine "never ending story".
Immer wieder schnuppere ich in die deutschsprachige Extrem-Szene, um ernüchternd feststellen zu müssen, was für eine Kloake es doch (noch immer) ist.
Nun existiert natürlich nicht nur dieses Güllemeer, in dem die unverdaulichen Überreste deutschsprachigen Anti-Könnens vor sich hin gammeln – nur braucht es eben Geduld, Zeit und Glück diese zu finden, bevor die Methangase den Verstand des Lesers komplett zermatschen.
Nun war es weniger Geduld, noch Zeit oder Glück, was mich zu Ralph D. Chains getrieben hat, sondern im Endeffekt die Venus-Fliegenfalle des Sensationalismus, den ich einfach einmal wieder gebraucht habe – und hier passt Redrum eben bestens ins Schema (positiv wie negativ).
Nun aber endlich zum Buch!
Unsachlich, würde ich hier wohl von einem riesen Haufen Scheiße sprechen.
Um nun Missverständnisse möglichst zu vermeiden, will ich versuchen auf der sachlichen Ebene zu bleiben…: was ein geiler, riesen Haufen Scheiße!
Man nehme zwei durchgeknallte Kumpels, Drogen, Sex und die Ausscheidungen des gesellschaftlichen Abschaums… et voila: Streets of Love.
Unorthodox?
Viel besser!
Streets of Love ist meine erste Konfrontation mit Chains – richtig: Konfrontation! Hier zwar weniger in die Fresse, als voll auf die Schuhe; da diese allerdings von Edward Green stammen, wird die Sache schon recht unmissverständlich.
Chains rotzt dem geneigten Leser hier nicht etwa seine postpubertären Lächerlichkeiten um die Ohren (ja, das war meine ursprüngliche Befürchtung), sondern kotzt mit voller Inbrunst einen recht archetypischen Humor, der im entferntesten als grobschlächtiges Abbild von André Wiesler (RIP) zu deuten sein könnte, nicht vor, sondern eben auf die Schuhe des Lesers – und nebenbei dann noch alle umstehenden Personen und Gegenstände, um sich schließlich mit einem süffisanten Rülpsen zu verabschieden.
Nein, das kann man nicht einfach mal eben machen – das muss man können!
Vincent Vega und Jules Winnfield (Pulp Fiction, Quentin Tarantino, 1994) vereinigen sich im Titty Twister (From Dusk till Dawn, Robert Rodriguez, 1996) mit Duke und Gonzo (Fear and Loathing in Las Vegas, Terry Gilliam, 1998) und geben sich so als sympathische Dumm und Dümmer-Variante (OT: Dumb & Dumber, Peter Farrelly, 1994) von Hap und Leonard die Ehre, einen Road-Trip anzugehen, der diesen Namen auch endlich verdient: Road-Trip!
Streets of Love ist eines dieser Bücher, welches nicht sinnlos, als schlichtweg sinnfrei daherkommt – und eben diese Freiheit macht es so sympathisch!
Keine Absicht, kein Zwang, kein Vorsatz – Ralph D. Chains zeigt, wie schön es doch sein kann, statt nach Sinn zu trachten, anarchistische Kurzweil zu schaffen.
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