Patrizia Fischer war ein erfolgreiches Model.
Glanz und Gloria.
Aber das ist vorbei.
Endgültig.
Sie will nur noch weg.
Aus einem Leben, das sie hasst.
Schon immer.
In einem Ferienhaus in Dänemark soll sie sich erholen, zu sich selbst finden, Pläne schmieden.
Doch dann trifft sie auf Patrick. Seine blauen Augen wecken Erinnerungen, die Pats bipolare Welt komplett auf den Kopf stellen…
Wenn du nicht mehr weißt, wer du bist, wird es Zeit, dich dem Schicksal zu stellen.
Don’t fucking tell me what to do!
Intanationala Frauntach…
Ick gloob da passt nüscht bessa, als die Kleene von JWD!
Hat doch da ma widda wat jeschriebn: Psycho-Pat; hab‘ ick mir gleich ma anjekiekt, ooch, wenn ick keene Kitschnudel bin…
Nu abba ran anne Buletten!
Natürlich könnte ich mich jetzt zu aller erst einmal auslassen:
über diesen ganzen übertünchten Assi-Kitsch, über die derzeit so beliebte demagogische Möchtegern-Feministen-Quacksalberei oder die hypersensibilisierte Love-Story-Dramaturgie…
…da das alles jedoch nichts mit diesem Werk zu tun hat, spare ich es mir doch auch einfach!
Nachtigall, ick hör dir trapsen…
Schätzen gelernt habe ich Mari März nicht etwa als Autorin, sondern Lektorin; gerade für Festa und Redrum hat sie so manches Buch "veredelt"!
Als ich dann von ihrem Roman KLIPP KLAPP … und du bist tot! (Redrum Books, 2017) erfuhr, wurde ich natürlich neugierig.
Zwar hat sie mich hier nicht vollends überzeugen können, doch präsentierte sie sich als gute Autorin, die durchaus schreiben kann.
Mit Psycho-Pat präsentiert zeigt sie sich als gute Autorin starke Frau, die schreibt – ohne Wenn und Aber und mit einer mitreißenden Bedingungslosigkeit!
Patrizia Fischer: begehrtes Model und Femme fatale – auf den ersten Blick…
Hinter dieser Fassade tobt die Depression, die Vergangenheit, die irgendwie ihren Weg nach draußen finden will… Psycho-Pat.
Runterkommen, ausspannen, Kopf frei kriegen; in Dänemark sollte das alles stattfinden… doch wartet hier soviel mehr!
Es ist allzu verlockend, ein solches Buch massenkonform (egal, ob für die Kitschnudel oder den Splatterdödel) zu schreiben: bissl Drama hier, bissl Herzschmerz da – Sex, Vergewaltigung und Blutrache… nicht mit Mari März!
Massenkonform kriechste beim Discounter nebenan, bei Mari wird’s individuell und persönlich!
Offensiv, nicht hart – leidenschaftlich, nicht aggressiv – melancholisch, nicht dramatisch.
Immer wieder werden Möglichkeiten der Überzeichnung geschaffen, die Mari März aber nicht nutzt, sondern genauso diese wahnwitzige Skurrilität des Lebens wiedergibt.
Selten habe ich bei einem "solchen" Buch soviel Spaß gehabt! Ich habe geschwitzt, gezittert, gelacht und auch mal kurz was im Auge gehabt, ich war in Dänemark, habe das Meer gerochen, den Schweiß geschmeckt (ja, selbst die Sexszenen sind wirklich gut geil!) und die Angst gespürt…
Warum ich von einem "solchen" Buch spreche? Kinners, jetzt mal bitte ehrlich: wir sprechen hier nicht von einer Lindgren, Austen oder Tiptree (ja, werte Aushilfs-Chauvinisten, ich habe bewusst nur Frauen gewählt!) – und das ist nicht abwertend zu verstehen, sondern verflucht noch eins gut so!
Ich will die Autorin lesen, ihre Welt erleben und auf ihre Reise gehen – und es ist eben nicht üblich, ein solches Erlebnis außerhalb eines gewissen literarischen Anspruchs erfahren zu dürfen!
Wat dit heest? Da jibs nüscht zu meckan!
Mari März hat mit Pat schon beinahe eine Art von Alter Ego wachsen lassen.
Anstatt zu künsteln, zu superlativieren oder irgendwie eben noch eins draufzusetzen, bleibt sie (förmlich) bei sich; erzählt nicht – berichtet; erlebt erneut und lässt erleben!
Es ist diese Ungezwungenheit, die einfach erreicht, die einfach mitnimmt, die einfach so herrlich einfach ist.
Ja, das wunderschöne, ist diese Einfachheit, die sich nicht in einer Trivialität verliert, sondern ihrer Ehrlichkeit erblüht.
So versinkt man in keiner irrealen Darbietung, erforscht nicht die Winkel der Komplexität – man wird einfach mitgerissen, lässt sich einfach mitreißen, da diese Nähe nicht erschaffen, sondern dargelegt, erlebt, gelebt wird.
Ein Bekenntnis an sich selbst, eine Emanzipation der Autonomie… ein Herzensbuch – was braucht es mehr?
Das eigene Baby ist ja bekannterweise immer das Schönste – und dieses Baby dann auch noch loszulassen, mit das schwerste Unterfangen…
…und tatsächlich strahlt dieses Baby eine wahre, eine ungeschminkte Schönheit wider; nicht zuletzt, da Mari März losgelassen hat; nicht zuletzt, da sie einfach geschehen lässt…
Un ooch, wenn nich jemeckert jenuch jelobt is, muss ick sachn: ick find dit knorke!
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