Zoey wusste nicht, was echter Schmerz ist.
Nachdem sie in Manhattan entführt wurde, wird Zoey in einen Bunker verschleppt und Opfer der abartigen Fantasie eines kranken Mannes. Doch sie ist nicht die einzige Gefangene, in Käfigen vegetieren dutzende Frauen vor sich hin. Täglich werden sie gequält…
Doch sie lernt schnell: Echter Schmerz ist etwas zwischen Ekstase und Pein…
Zoey, eine wohl genährte junge Frau, wird von Unbekannten entführt, um Teil einer „Studie“ zu werden, die sich mit einer neuen Art von „Diätprogramm“ beschäftigt.
So vorhersehbar nun der Auftakt von „Quäl das Fleisch“ scheint, so unvorhergesehen nimmt der Rest seinen Lauf.
Zoey findet sich in einer voll ausgebauten Bunkeranlage wieder, in der sich in unterschiedlichen Räumen verschiedenste Folter- und Erniedrigungsvorrichtungen finden, die nur einen Zweck haben: den Geist der hier gefangen gehaltenen Frauen zu brechen!
Als nun eine Gruppe äußerst liquider Herren den Weg zu dieser bereits ohnehin recht illustren Gesellschaft findet, wird aus Schmerz, der Kampf ums (wortwörtlich) nackte Überleben!
Monica. Nicht das geile Stück von nebenan, sondern die Schlachtsau aus dem dunkelsten Loch! Und das ist weder als Beleidigung noch als untertrieben zu verstehen!
Was macht O’Rourke nun aber so besonders? Hier ist es nicht einmal die Tatsache, dass sich eine Frau in die Gefilde der extremen Literatur begibt, sondern die Art und Weise, wie sie dies tut: nämlich, typisch Frau, durch Beziehungen.
Man wird hier in kein Blutbad der Gewalt geworfen, in dem man hoffnungslos ertrinkt – ein unheilvoller Morast hält einen gefangen, zieht unbarmherzig in die Tiefe…
O’Rourke schafft es den Leser binnen kurzer Zeit selbst in dieser Bunkeranlage vegetieren zu lassen. Man baut nicht nur zu Zoey eine Beziehung auf, sondern auch den anderen Frauen; sorgt sich um sie, fragt sich, wo sie sind, warum sie hier sind…
Man liest nicht nur: man sieht, schmeckt, riecht, hört…
Besonders faszinierend daran ist, dass O’Rourke keinesfalls tiefgehend auf die Charaktere eingeht. Hier war kein Wrath J. White am Werk, die Charaktere wurden nicht liebevoll (klingt im Bereich des extremen Horrors irgendwie deplatziert) ausgearbeitet; und doch atmen sie. Und doch ist man bei ihnen…
…und schmeckt ihre Angst.
Das Ende hätte ich mir persönlich etwas… ausgefallener, spezieller, von mir aus auch origineller – einfach dem restlichen Buch entsprechender – gewünscht. Hier war O’Rourke für meinen Geschmack einfach zu plump (klingt jetzt wahrscheinlich härter, als es gemeint ist).
Lee ist pervers, Miller gnadenlos, White kaltblütig… O’Rourke ist Terror!
Sie schafft es nicht zu konfrontieren, sondern zu partizipieren – die Gnade der bloßen Konfrontation mit Gewalt, Hass und Verachtung weiß O’Rourke bewusst nicht zu schenken. Sie bezieht den Leser in die Handlung ein, anstatt ihn in rettender Distanz als Zuschauer die Bilder erleben zu lassen.
Die einzige Gnade die Monica J. O’Rourke ihren Lesern zu Teil werden lässt, ist sie nach 157 Seiten zu entlassen – vielleicht ’n bissl fertig, verstört, atemlos und mitgenommen, aber sie gewährt einem die Gnade.
Das Buch gehört zur Festa Extrem-Reihe – und das zu Recht! Frank Festa hat hier wieder sein Händchen für die besonderen Autoren bewiesen! Das Cover ist in meinen Augen (einmal wieder) gut gelungen (wenn auch nicht direkt mit dem Inhalt zu verbinden), die Qualität gewohnt. Hier wurde wieder mit Liebe gearbeitet – typisch Festa eben!
[…] es beginnt als typischer Miller, mit Gedanken an Hostel im Hinterkopf. Alsbald fühlt man sich an Quäl das Fleisch (Monica J. O’Rourke, Festa Verlag, 2014; OT: Suffer the Flesh, Wildside Press, 2002) […]