Bibliotheken sind Orte voller Geheimnisse. Sie enthalten Wissen, Schätze, Reichtümer … und manchmal ist das alles ein und dasselbe.
Bibliotheken beherbergen wandelnde Träume, verschlossene Märchen, geheimnisvolle Kreaturen, die sich zwischen den Regalen verstecken und verborgene Welten hinter jedem Bücherdeckel. Der Geruch von altem Papier und Staub weht wie ein ruheloser Geist durch die dunklen Räume und in der Luft liegt das leise Wispern von tausenden Gedanken und Ideen. Wie ein Labyrinth breiten sich kilometerlange Gänge vor einem aus und in jeder Ecke wartet ein Geheimnis, dass einem den Atem rauben kann.
Begleitet uralte Bibliothekare hinein in dieses Labyrinth…
Carolin Gmyrek stellt wirklich tolle Anthologien zusammen! Nach Ungeziefer konnte mich auch dieses kleine, aber feine Büchlein wieder begeistern. Mit 23 Geschichten und 3 Comics ist es sehr abwechslungsreich. Und es geht nicht nur um Bibliotheken und Bibliothekare!
Was geschieht mit dem Leser, der sich voll und ganz auf Bücher einlässt? Wie geht er mit seiner Angst um, nicht jedes verdammte Buch in einer Bibliothek lesen zu können?! Welche Macht wohnt dem Wort inne, das man niederschreibt und in ein Buch bindet? Und was lebt eigentlich noch so alles in einer Bibliothek außer den Büchern?
Die Geschichten reichen von Horror über Skurriles und Lustiges bis zum Phantastischen. Besonders gut gefallen haben mir diese Geschichten:
"Wissen ist Macht" von Gregor Eder: Bibliotheken in futuristischen Luftschiffen, die alles Wissen der Erde sammeln und sie an immer anderen Orten den Menschen zur Verfügung stellen. Doch was tun die Bibliothekare, um an noch mehr Wissen, noch mehr Bücher zu kommen? Eine gut erzählte Geschichte, und vielleicht ja irgendwann einmal die Zukunft des geteilten und universell verfügbaren Wissens…
In "Das besondere Buch" zeigen Thomas Lohwasser und Vanessa Kaiser, wie gefährlich es sein kann, die eigene Zukunft in einem Buch zu finden. Und man sollte nicht alles wörtlich nehmen, was dort geschrieben steht…
Serena Hirano hat mit "Von Staubquasten und Engerlingsschnüfflern" eine wirklich süße und liebenswerte kleine Bibliothekswelt geschaffen, in der es weniger um die Bibliotheken und Bücher selbst geht, als um die Wesen, die dort wohnen.
"Die älteste Schrift" von Daniel Schenkel verdeutlicht einem, wie gefährlich Lesen werden kann. Vor allem, wenn es sich um die ersten Bücher der Menschheit handelt…
Viele weitere schöne Geschichten von tollen Autoren sind hier in dieser Anthologie enthalten. Was mir besonders gut an der Zusammenstellung gefallen hat, ist, dass der Fokus nicht immer auf den Bibliotheken selbst liegt, sondern die ganze Bandbreite an Geschichten gezeigt wird, die sich in und um dieses Thema entspinnen können. Denn Bücher und Bibliotheken können auf jeden einzelnen auf verschiedene Weise wirken und sind in unseren Leben auch auf ganz vielfältige Weise eingebunden. Die Beziehungen zu einer Bibliothek sind für jeden anders, und die Bedeutung einer jeden Bibliothek für jeden einzelnen auch. Dies wird hier schön gezeigt und lässt mich viele Aspekte dieser wunderbaren Bücherhallen neu und anders erleben.
Sehr lesenswerte Anthologie! Und Hut ab (mal wieder) vor Carolin!
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