Alexander Kühl – Runaways

Wie reagiert ein Cop, wenn man ihm die Illusion von Vertrauen und Gerechtigkeit raubt? Er nimmt die Sache selbst in die Hand und spielt fortan nach eigenen Regeln, frei von Gesetzen und Normen. Hart, direkt und unsentimental.

Betrogen vom besten Freund und der eigenen Frau, fällt Mike Colemans Leben in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Der zynische Bulle quittiert den Dienst und trifft in einer Bank auf die gesuchte Gangsterbraut Kimberley Parker. Er wechselt die Seiten und der einst gefeierte Gesetzeshüter wird selbst zum gejagten Outlaw Nummer 1, gefangen in einem Strudel aus Verbrechen, Sex und Gewalt, dessen Sog ihn bis zum finsteren Abgrund zieht.

 

Es gibt diese Bücher (und eben Autoren), die es einem nicht leicht machen:
der Autor ist ein sympathischer Kerl, dem man einfach keinen reinwürgen will, das Buch im Grundsatz wirklich ein kurzweiliger Spaß – und doch muss man irgendwo auch fair sein; so nett der Autor, soviel Potenzial das Buch: da geht noch was!

Die Story an sich ist zwar alt, aber gerade im Bereich "Hardboiled" eben nie abgegriffen:
der Cop, der von seiner Frau betrogen wird und daraufhin eine (blutige) Reise durch eine persönliche Weiterentwicklung (auf eine groteske Art und Weise schon beinahe Selbstverwirklichung) durch macht – Coming-of-Age für Bond-Fans…

Ja, "Hardboiled" ist ein Begriff, der mich durchaus zu locken weiß! Trocken, brutal, unverblümt – es kann so schön sein!

Kühl zeigt in Runaways beide Seiten dieses durchaus unterhaltsamen archetypischen Schauspiels: roh und verschroben auf der einen, getroffen und nachdenklich auf der anderen Seite – und dann verliert er sich immer wieder in Ausuferungen von Sexszenen.

Durchaus darf, soll und muss sich in einem verdammten Hardboiled-Thriller Sex finden: dreckig, unverblümt, verrucht… was auch immer: hier muss es genauso rappeln, wie im restlichen Buch!
ABER: Bitte(!) – niemals und unter keinen noch so zu erklärenden Umständen, darf der Leser mit sinnfrei-stupiden Sexszenen gelangweilt werden!
Wie (womöglich) bekannt, will Redrum es unverblümt: schlechte Vorgarten-Porno-Szenen (denn im Hinterhof geht’s wenigstens dreckig zu!) braucht aber kein Mensch! "Hardboiled" dient nicht der Möglichkeit postpubertären Feuchtträumen nachzuweinen, sondern knallt dem Leser die Realität (gerne auch ein wenig mehr) feuchtfröhlich um die Ohren!

So leid es mir tut – der Autor ist ein so super sympathischer Mensch und das Buch tropft geradezu vor Potenzial – kann ich hier nicht über die Enttäuschung hinwegsehen…
Nicht etwa, weil das Buch schlecht wäre, sondern weil Kühl immer wieder zeigt, was er hier hätte schaffen können, hätte er nur dieses (man entschuldige mir die unverblümte Wortwahl) "dummfick-dämlich-Gerammel" mit einem geilen Crime-Noir ausgetauscht!

…und, wenn der Fokus schon unbedingt derart auf Sex liegen muss, dann doch bitte gekonnt à la Lee oder Bukowski; ansonsten wird aus "Hardboiled" schnell "weichgekocht" – und ein Spiegelei ist hier die letzte Assoziation, die man sich wünscht.

Ich könnte mich hier echt Tag für Tag drüber aufregen!
Geile Type, viel Potenzial, man spürt immer wieder dieses typische "Hardboiled-Feeling"…
Leute, manchmal ist weniger eben doch mehr!

Kurz und knapp:
Alexander Kühl: Buch versaut und einen Fan gewonnen. Geile Scheiße!

 

 

Alexander Kühl - Runaways

 

Autor:
Titel:
Auflage:
1. Auflage
(2017)
Seitenzahl:
216 Seiten
Verlag:
Ausgabe:
Taschenbuch
(auch als eBook erhältlich)
ISBN:
978-3-959570-59-6

 

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Verfasst von:

Ph'nglui mglw'nafh Cthulhu R'lyeh wgah'nagl fhtagn

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