Tim Miller – Rape Van

Ein Van sucht Texas heim – der Rape Van.

Schon mal darüber nachgedacht, wie schnell man sein Gesicht verlieren kann? Ein tiefer Schnitt, ein heftiger Ruck – und schon baumelt es dir vom Kinn runter …

Extrem-Meister Tim Miller in seinem Element. Man kann ihm vorwerfen, dass er einfach schreibt. Aber mit wenigen Sätzen beschreibt er seine Figuren lebensechter als mancher Hochliterat es auf vielen Seiten vermag.

 

Reden wir nicht lange um den heißen Brei: geht es um gnadenlose, abartige und perverse Gewaltdarstellungen, kommt (kam?) man an Tim Miller nicht vorbei!
So ist er spätestens seit Willkommen in Hell, Texas (2015, Festa Verlag; OT: Hell, Texas, 2014) (für mich) eine der Top-Adressen, wenn es um Qual, Folter und Tortur geht…
…inklusive eben diesen typischen Miller-Charakteren.

Vermutet habe ich bei Rape Van einen Splatter-Road-Movie in Buchform – vielleicht auch ein wenig Ted Bundy oder dergleichen. Was mich dann aber erwartete, hatte zwar durchaus etwas mit einem (oder eben diesem) Transporter (Rape Van *) zu tun, doch war das Hauptaugenmerk woanders zu finden.

Ein paar Leute, ein Pärchen mit einem Transporter (Rape Van) und ein gemeinsames (wenn man es so nennen möchte) Schicksal…
Miller zögert nicht, dem Leser bereits nach den ersten paar Seiten unmissverständlich klar zu machen, dass man sich hier in seinem Territorium bewegt.

Was Miller einmal wieder absolut genial darstellt, ist das Aufeinandertreffen der Extreme, welche er aber gleichzeitig wieder relativiert (gleichwohl nicht ganz so genial wie bei seinem 2017 veröffentlichten Werk Snuff FilmRezension).
Das Gute, die Unschuld, die Normalität, das Opfer, trifft auf den Gegenspieler: das Böse – und doch werden diese Rollen durch einen unfreiwilligen Rollentausch bisweilen relativiert!

Miller spielt hier mit der Gastfreundschaft der Südstaaten und stellt, wie so oft, diese anvertraute Normalität in Frage; entartet sie, pervertiert sie und lässt sie bluten!

Rape Van zeigt sich als wilder Mix aus Mike Mendez’ Killers (OT: Killers, 1996, Mike Mendez), Michael Bay’s Texas Chainsaw Massacre (OT: The Texas Chainsaw Massacre, 2003, Marcus Nispel) und Frontier(s) – Kennst du deine Schmerzgrenze? (OT: Frontière(s), 2007, Xavier Gens) gepaart mit Mallory Knox (Juliette Lewis; Natural Born Killers, 1994, Oliver Stone) als Nebenfigur – Slasher-Feeling im 90er-Jahre Horror-Gewand.

Durchaus neigt man dazu, leichte Parallelen zu seinem 2013 veröffentlichten Werk Familienmassaker (2015, Festa Verlag; OT: Family Night, 2013) erkennen zu wollen. Um nun nicht zuviel zu verraten: Rape Van wirkt hier erwachsener, strukturierter und ausgefeilter.

Das Ende hat Miller wieder relativ offen gestaltet, so dass man sich eventuell auf eine Fortsetzung freuen darf…

Rape Van: texanische Freundlichkeit trifft auf Millers kranken Geist – was ein Höllenritt!

 

 

 

Autor:
Titel:
original Titel:
Übersetzer:
Christian Jentzsch
Lektorat:
Felix F. Frey
Titelbild:
Auflage:
1. Auflage
(April 2018)
Seitenzahl:
160 Seiten
Verlag:
Ausgabe:
Taschenbuch
(auch als eBook erhältlich)
ISBN:
ohne ISBN
(Festa Extrem – ab 18 Jahre)

 

 

*zwar wird es auch im Buch erklärt, doch sei es hier als kurze Vorab-Information genannt:
als "Rape Van" wird in den Staaten ein Transporter ohne Fenster (oder die Fenster wurden verdeckt) betitelt, da sich dieser dazu eignet eine Person ungesehen zu entführen und zu vergewaltigen.

 

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Verfasst von:

Ph'nglui mglw'nafh Cthulhu R'lyeh wgah'nagl fhtagn

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