Ein einsamer Reisender begibt sich auf Spurensuche nach Fjand. An den Stränden der dänischen Westküste begegnet er zwischen den Bunkerruinen des 2. Weltkrieges nicht nur den Dämonen seiner Vergangenheit, sondern auch einer uralten Bedrohung aus dem Meer. Bald muss er sich die Frage stellen, ob er stark genug ist, um den Verlockungen zu widerstehen, die vom Flüstern der Mollusken ausgehen…
Wie so häufig, war es die Assoziation, die mich lockte – um bei dieser zu bleiben: mich unerbittlich in ihre Fangarme schloss und…
Mollusken.
Alleine der Klang, diese Fremdartigkeit der unergründlichen Tiefe…
Mollusken.
Weichtiere.
Assoziation!
Ich bekenne mich der Vorsehung (Providence) als treuer Diener: lese ich "Mollusken", denke ich an H.P. Lovecraft. Lese ich dann vom Flüstern dieser, sehe ich R’ley emporsteigen, Cthulhu erwachen und höre… und lausche… und folge dem Flüstern der Mollusken.
In Michael Knokes Vom Flüstern der Mollusken begleitet man den Namenlosen, von Knoke eben nicht zur Beliebigkeit vergessen, sondern als Tat, Hergang und reinen Menschen erdacht, auf seinem Weg zu seiner letzten Reise – gleichsam Bestimmung, wie Votum.
Alles verloren, was er liebt, verfolgt und erlebt man hier nicht den Untergang, sondern vielmehr die Reinkarnation, die Beständigkeit und den Fluch der Ewigkeit.
Die Handlung, welche Knoke hier förmlich kalligrafiert – die wundersame Schönheit der Trauer in der vollkommenen Schärfe ihrer Perfektion – erstickt nicht in der Schwere der Depression, vielmehr ist es ein stetes Aufgebaren, der ewig letzte Wille des Unwillens, des Lebens…
…der Ewigkeit, die keine Gnade kennt.
Vom Flüstern der Mollusken vereint Poes The Raven (dt.: Der Rabe) mit Kafkas Das Schloss und bettet dieses Kleinod in den Tiefen einer lovecraftschen Unaussprechlichkeit.
Folgt man der Definition von Intensität als Kraft, mit der etwas wirkt, so ist diese Novelle eben genau diese Wirkung – dieser Verbund aus intensivem Erlebnis und kraftvollem Umstand.
Wie bei jedem Buch, wird auch hier die letzte Seite irgendwann gelesen sein; wird auch hier das letzte Wort gefunden und die Geschichte endet…
Doch ist das Ende stets auch Anfang…
…und so lauscht man nicht mehr dem Flüstern der Mollusken – man erinnert sich ihrer Worte.
Das Buch selbst rundet das Erlebte ab.
Jörg Kleudgens "Goblin Press" vereint die Muse der Literatur mit der der Physik; ich spreche hier nun direkt von den Büchern.
Goblin Press verlegt nicht einfach nur in Kleinstauflage, sondern schenkt dem Leser ein Buch, welches bereits durch seine Beschaffenheit aufzeigt, dass Leidenschaft weniger Ende, als unentwegter Anfang ist.
Die Taschenbücher in japanischer Bindung finden ihr Heim in einem Schutzumschlag, der nicht nur den Titel trägt, sondern auch den Inhalt optisch widerspiegelt – reflektiert, was alsbald gefunden werden kann.
Ein Kleinod in mehrfacher Hinsicht.
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