Tim Miller – Puppenhaus

Die Frauen haben Ernie Lester nie gemocht… Aber er sie.
Sehr sogar.

Zuerst wäscht er sie. Er möchte, dass sie gepflegt sind von Kopf bis Fuß. Wenn er fertig ist, miss­braucht er sie und setzt sie danach an einen Tisch zu den anderen Frauen in sein Puppenhaus…

 

Tim "Der Metzger" Miller – eigentlich eine, wie ich finde, recht passende Umschreibung für diesen Autoren.
Fängt der Metzger nun an mit Puppen zu spielen, wird es ernst…

Die Grundidee ist verstörend, wie traurig: ein Mann hält sich Frauen als Puppen (bedingt durch ein starkes Narkotikum), um seiner Einsamkeit zu entkommen (und weil er ein kleiner Chauvinist ist – naja… und Psychopath).
Schon hier zeigt sich eine ungewohnte Note – Miller schenkt seinem Protagonisten einen gewissen dramatischen Hintergrund.
Auch der Rest von Puppenhaus, zeigt sich typisch, wie untypisch für Miller.
Zum einen ist da diese typische Charakterentwicklung, welche mit diesen beinahe noch typischeren "Miller-Turns" einhergeht und seinen Büchern diese (eben typische) dreckige Note verleihen.
Recht untypisch (zumindest noch zu dieser Zeit) zeigt sich dagegen das Gewaltlevel, bzw. dessen Häufigkeit – für den Metzgermeister eine direkt zurückhaltende, nicht aber weichgespülte Novelle.

Puppenhaus ist keine vor Blut triefende Splatterpunk-Novelle, sondern viel eher ein kleines Psychogramm eines, zumindest in seinen Augen, (Anti-)Helden.
Miller spielt hier (einmal wieder) ein herrlich perfides Spiel, welches den Leser immer wieder verleitet, zwischen krankem Geist und (wortwörtlich) wahnsinniger Tat, eben auch Sympathie und Verständnis zu empfinden.

Eigentlich macht Miller alles richtig. Eigentlich hat er hier ein (wenngleich kleines) Splatterpunk-Drama geschaffen, wie man es von ihm eben auch erwarten würde…
…aber eigentlich wünscht man sich dann eben doch noch ein wenig mehr Tiefe, ein wenig mehr Zeit und somit auch ein wenig mehr Seiten.
Nie hätte ich gedacht, einen solchen Vergleich anzustellen, doch finden sich neben gelegentlichen Gedanken an Edward Lee – dieses Augenzwinkern, dieses bisweilen spitzbübische Grinsen zwischen den Zeilen, ist hier immer wieder anzutreffen – auch Nuancen eines Paul Cleave, die ich als Leser so gerne hätte wachsen und sprießen sehen.

Puppenhaus ist der, wenngleich mit Vorsicht zu genießende, Einstieg in Millers kleinen Schlachthof. Hier wird es durchaus widerlich, krank, abstoßend und blutig, aber eben eher mäßig, denn massig.
Ist das bereits zuviel, sollte man tunlichst seine Finger von Millers anderen (früheren) Werken lassen – findet man allerdings Gefallen an seinen Ausarbeitungen, darf man getrost zu weiteren Werken greifen, in denen er sich meistens sehr viel mehr austobt und es meistens auch nicht nach mehr verlangt.

 

 

Die deutsche Übersetzung
Puppenhaus
erscheint voraussichtlich am
23. August 2018
beim Festa Verlag und kann bereits vorbestellt werden.

 

 

 

Autor:
Titel:
original Titel:
Dollhouse
Übersetzer:
Christian Jentzsch
Lektorat:
Felix F. Frey
Auflage:
1. Auflage
(erscheint August 2018)
Seitenzahl:
126 Seiten
Verlag:
Ausgabe:
Taschenbuch
(auch als eBook erhältlich)
ISBN:
ohne ISBN
(Festa Extrem – ab 18 Jahre)

 

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Verfasst von:

Ph'nglui mglw'nafh Cthulhu R'lyeh wgah'nagl fhtagn

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