There was no warning. No chance to escape. They came suddenly. Naked. Bloodthirsty. Sadistic. They descended upon the Pine Village Apartment Complex, relentlessly torturing and killing anyone they could find.
Fearing for their lives, the residents of the complex must band together. A young trans woman, a suicidal middle-aged writer, a lonely Vietnam vet, a newlywed couple, an elderly widow, a single mother and her son, two on-the-run criminals and the serial killer known as The Exit. Eleven strangers. The only thing they have in common is the unstoppable horde that wants to kill them. If they are to make it through the night, they must fight back.
Grundsätzlich braucht es nicht immer etwas Neues, etwas nie Dagewesenes oder Originelles. Manchmal darf das Bekannte wiederholt, oder besser: neu interpretiert werden.
So hat Brian Keene mit „The Complex“ weniger eine Innovation, als eine Interpretation geschaffen – und das äußerst innovativ!
Die Geschichte ist einfach, wie genial – und daher endlos adaptierbar: eine Gruppe von Menschen, Verrückten, Zombies, Psychopathen, Besessenen – man weiss es eben nicht – stürmt ein Mehrfamilienhaus mit nur einem Ziel: töten!
Keene nimmt sich nun elf (strenggenommen sind es 14) Schicksalen, Bewohnern dieses Hauses, an:
– Sam:
ein selbstmordgefährdeter Schriftsteller;
– Terri und Caleb:
eine allein erziehende Mutter mit ihrem Sohn;
– Stephanie / Stephen / Rose:
eine Transsexuelle;
– Edna Carlucci (inkl. Queenie, Princess, King und Hannibal):
eine Rentnerin mit ihren vier Katzen;
– Shaggy und Turo:
zwei Kriminelle, die auf der Flucht sind;
– Grady Hicks:
ein Vietnam-Veteran;
– Javier Mendez (The Exit):
ein Serienmörder;
sowie
– Phil und Beth:
ein frisch verheiratetes Pärchen.
Dazu gesellen sich dann später noch
– Mike:
der eigentlich wegen einem Date in der Gegend ist
und
– Bryan:
der auf dem Weg zum Flughafen war.
Elf Charaktere, die zwar schon lange zusammen leben, doch nie zusammen gefunden haben – bis heute…
Man merkt bei The Complex durchaus die Erfahrung von Keene: er weiß das Tempo durchgehend zu beherrschen und immer genau zu dosieren, verliert sich nicht in exzessiven Gewaltdarstellungen, spart aber auch nicht daran; und vor allem: er lässt die Charaktere wachsen ohne auch nur für eine Sekunde damit zu langweilen – er gibt die Information, die man braucht, für die Phantasie, die man hat!
Gerade im Bereich des Horror-Genre stützt sich die Geschichte allzu gerne auf den Geschehnissen – die Charaktere bauen darauf auf und entwickeln sich entsprechend. „The Complex“ arbeitet hier eher, wie ein klassischer Roman: die Geschehnisse sind durchaus Indikatoren, doch wird die Geschichte nicht von den Geschehnissen, sondern den Charakteren geschrieben! Und das ist es, was The Complex ausmacht!
Entgegen einem stupiden Horror-Thriller, hat Keene bei The Complex den Inhalt tatsächlich zwischen den Zeilen versteckt – und dieses nicht etwa mit der Absicht gesucht, sondern gefunden zu werden!
Er zeigt hier die alltägliche soziale Verrohung unserer Gesellschaft anhand dieses Mehrfamilienhauses auf – die Anonymität, die sich über das Unbekannte zur Fremdheit erhebt.
Gleichzeitig spielt er regelrecht mit der eigentlichen Bedeutungslosigkeit der individuellen Vergangenheit. So wie er zu Beginn die Charaktere aufblühen lässt, ihre Individualität betont und ausschmückt, so lässt er zum Ende hin begreifen, dass es Schicksale, Menschen, Individuen wie man selbst sind; die gesellschaftlich auferlegte Knechtschaft der Klassifikation verliert ihre Bedeutung.
Keene ist King auf Kokain – ich möchte nicht einmal sagen, dass Keene eine Grenze überschreitet, sondern diese nur anders interpretiert: er spricht aus, was King beschreibt.
The Complex: Yannick Dahans & Bejamins Rochers Die Horde (La Horde) trifft Gareth Evans‘ The Raid (Serbuan maut) und wird zu guter Letzt mit John Carpenters Assault – Anschlag bei Nacht (Assault on Precinct 13) abgeschmeckt – ein infernaler Horror-Thriller mit einem herrlichen 80er Jahre Charme, der den Leser selbst nach der letzten Zeile noch weiter treibt!
…und ganz nebenbeibei: das Cover ist einfach genial!
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