Matt Shaw – Perverse Schweine

Nachdem Atombomben die Erde zerfetzten…

Alles zur Hölle ging…

Keine Gesetze mehr gelten…

Wie weit würdest du gehen, um zu überleben?

Der Verfall einer Familie. Eiskalt erzählt von Englands erfolgreichstem Autor des Extreme Horror.

 

Keine Erinnerung. Keine Vergangenheit. Keine Namen.
Vater, Mutter, Schwesterchen und Brüderchen – auf diese "Namen" haben sie sich geeinigt.
Die Familie lebt verbarrikadiert in einem Haus. Stützen ihre Zusammengehörigkeit auf ein Bild – ihre gesamte Vergangenheit scheint ein einziges Bild zu sein. Keiner kann sich erinnern, was geschehen ist, wer man ist, woher man kommt – eine Atombombe wird gesagt. Und doch wartet außerhalb des Hauses nicht der nukleare Winter, sondern Sonne… Vögel… und diese Wesen. Mutationen, Jäger… was auch immer sie sind: sie bringen den Tod!
Im Haus wartet das Überleben; der Preis ist schon längst nicht mehr zu zahlen. Überleben um jeden Preis.
Überleben als Frau.
Überleben als Mann.
Überleben als Mensch – was auch immer das noch heißt – außer trinken… und essen!

Vier Menschen, ohne Vergangenheit, in einem Haus, das immer mehr zum Gefängnis wird und der einen Frage: ist da draußen noch eine Zukunft – und die Antwort, wer man ist?

Perverse Schweine wird aus der Perspektive des Brüderchens (Sohns) erlebt. Diese Ich-Perspektive bietet stilistisch die Möglichkeit eines intensiveren Erlebens der Handlung – und Matt Shaw weiß hiervon Gebrauch zu machen. Er zögert nicht, gönnt keine Eingewöhnungszeit, lässt die Geschehnisse nicht langsam auf den Leser einwirken, sondern wirft ihn ohne Vorwarnung in die kalten Fluten.
Die Bilder, die Shaw hier schenkt sind durchaus obszön, doch leben sie nicht von der Perversion, sondern der Verzweiflung. Mitunter fühlte ich mich ein wenig an Josh Malerman’s unglaublichen Roman Bird Box erinnert.
Man ist alleine. Man zweifelt nicht, sondern überlebt; und richtet sich dadurch selbst.
Die Sprache wechselt in einem absolut realistischen Rahmen zwischen schützender Sterilität und leidenschaftlicher Anstößigkeit.

Das Ende mag nun weniger überraschend, als eventuell erhofft sein, doch darf man zum einen nicht vergessen, dass dies erst der erste von drei Teilen ist (Teil 1: Perverse Schweine/Sick B*stards; Teil 2: SickER B*stards; Teil 3: SickEST B*stards) und das Ende letztlich doch den Kreis dieses ersten Teils schließt – ohne abzuschließen…

Perverse Schweine ist eines der Bücher, die man verstehen muss. Es geht hier nicht um Splatter und Gore, nicht um Sex und Gewalt – Shaw hat hier eine Art von Psychodrama, einen morbiden Entwicklungsroman, geschaffen, dessen kranker Ursprung in der Entwicklung einer immer grotesker werden Selbsterkennung verrottet.

Jeder (gute) Autor hat seinen Stil: Shaw ist "trocken". Er liefert keine triefende Fiktion, keine übertriebene Obszönität oder fragile Dystopie – er lässt es einfach geschehen. Weniger gnaden-, als emotionslos steuert er eine Dampfwalze unaufhaltsam auf den Leser, jedoch nicht mit der Absicht sie zu überrollen, sondern sie die Flucht fühlen zu lassen; nicht zu jagen, sondern mit der Ungewissheit zu treiben, ob es ein Entkommen gibt – ob dieses überhaupt existiert oder nur ein letzter Wahn der Hoffnung ist. Ja, Shaw ist "trocken"…

 

…zur Übersetzung

Da ich ein kleiner Sammler bin (und zudem normalerweise lieber die Originale lese) hat es sich nun ergeben, dass ich dieses Buch einmal als Übersetzung von Festa und einmal als Original in englischer Sprache besitze – hier lässt sich also auch die Übersetzung recht gut bewerten.
Ohne nun lange um den heißen Brei zu reden (bzw. schreiben):
Iris Bachmeier hat hier einen wirklich guten Job gemacht! Sie hat es tatsächlich geschafft einen Großteil dieses Morasts, in welchem Matt Shaw seine Leser langsam versinken lässt zu transportieren – so macht es Spaß eine Übersetzung zu lesen!

Beinahe ja schon typisch für Festa, hat das Cover nur bedingt etwas mit dem Inhalt des Buchs zutun – wird hier eher Gore suggeriert, findet sich im Buch eher die psychische Entwicklung – oder eben Verrohung; was nicht heißen soll, dass Shaw keine Blutspur durch das Buch ziehen lässt.
So hat er mit Perverse Schweine den Auftakt eines abstoßenden Horror-Dramas geschaffen, welches schon beinahe zu denkbar ist, als es nur nahe der Fiktion anzusiedeln…

Danke an Festa für dieses geniale Werk in einer wirklich guten Übersetzung!

 

 

Matt Shaw - Perverse Schweine

 

Autor:
Titel:
original Titel:
Sick B*stards
Übersetzer:
Titelbild:
Auflage:
1. Auflage
(Januar 2017)
Seitenzahl:
256 Seiten
Verlag:
Ausgabe:
Taschenbuch
(auch als eBook erhältlich)
ISBN:
ohne ISBN
(Festa Extrem – ab 18 Jahre)

 

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Verfasst von:

Ph'nglui mglw'nafh Cthulhu R'lyeh wgah'nagl fhtagn

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