Monica J. O’Rourke & Wrath James White
Vergifteter Eros

Als Ehefrau und Mutter hat Gloria kläglich versagt. Nun verdient die abgehalfterte Pornoqueen ihr Geld damit, es vor laufender Kamera mit Eseln und Schweinen zu treiben.
Als ein weiterer Spezialauftrag völlig aus dem Ruder läuft, findet das menschliche Wrack sich unversehens in den tiefsten Abgründen der Hölle wieder …

Verstörende Visionen, unerwartete Wendungen, und ein schon fast philosophischer Ansatz, wenn es um die Frage nach Gottes Existenz und dergleichen geht.

 

Monica J. O’Rourke, meine kleine Terror-Queen und Wrath James White, der Schwergewichts-Blutgott schreiben zusammen ein Buch über die Hölle…
Wer jetzt glaubt, dass das ein übles Unterfangen wird, hat weit gefehlt: was die beiden hier zu Papier gebracht haben, lässt "übel" weit hinter sich. Es vergewaltigt "übel" schlichtweg, verschlingt es mit den tausend Mäulern von Legion, einzig um es noch während des Verdauungsprozesses wieder auszuspucken und zu häuten, verbrennen, erniedrigen, zerschneiden, die einzelnen Stücke erneut zu vergewaltigen und quälen, es zusammenzusetzen, von vorne zu beginnen, in alle Ewigkeit…

Das Buch teilt sich in zwei Kapitel:
das erste Kapitel behandelt Glorias ursprüngliches Leben auf Erden und ihren Weg in die Hölle, das zweite Kapitel ihren Weg durch die Hölle.

In Kapitel Eins konfrontieren O’Rourke und White den Leser mit dem Leben von Gloria – einst eine der Größen am Pornohimmel, jetzt nurnoch eine runtergekommene, drogenabhängige, und HIV-infizierte Hure, die ihr Geld mit widerwärtigen Tierpornos macht.
Bis sie eines Tages auf Vlad trifft, der ihr Angebote zu unterbreiten weiß, die für Gloria kaum abzulehnen sind – doch hat eben alles seinen Preis…

Das zweite Kapitel, ohne bereits zuviel verraten zu wollen, behandelt Glorias Weg durch die Hölle – auch ihre eigene…

Vergifteter Eros ist ein gedärmeauswringend-obszöner Hardestcore Höllen-Blut-Porno, der dem Leser die Hölle nicht nur näher bringt, sondern sie ihn erleben – durchleben lässt!
In einem Meer aus Gedärmen und Fäkalien droht man in den qualvollen Schreien der gehäuteten Phantasie zu ertrinken, schmeckt die Tränen aus Feuer und Blut, die sich behäbig durch das offen gelegte Fleisch fressen, verharrt in der Hilflosigkeit der immer auf’s neue pervertierenden Neugierde, um schließlich, dem Willen der Gottheit folgend, die nächste Seite in devoter Angst zu begrüßen und sogleich in neuer Schwärze zu versinken…

Der Mix aus O’Rourke und White passt perfekt – der Terror von O’Rourke paart sich mit den Blutwelten von White!
Neben all dem Blut, der Gewalt, Gedärmen, Pein, Fleisch, Obszönität, Perversion, Innereien, Qual, Sodomie und Hoffnungslosigkeit verbirgt sich, kaum merklich – aber eben nur "kaum" – eine Menschlichkeit, die ihren Einzug in das Heute gefunden hat. Die beiden bringen die Hölle nicht einfach auf Erden, sondern manifestieren sie in der Alltäglichkeit unseres Handelns.

O’Rourke und White scheinen hier keine Hölle zu schaffen – sie scheinen direkt aus ihr zu berichten!

Vergifteter Eros ist eines dieser Bücher, die erst durch das Ende ihr wahres Potential zeigen.
Gleichwohl der abartigen Gedankenwelten, die den Leser bisweilen zu verschlingen drohen, bleibt es eine Anhäufung morbider Bilder, die sich unentwegt potenzieren – das Ende zeigt nun, dass man hier schlichtweg nur den Weg gegangen ist, welcher zu gehen war – die Pflicht erfüllt, die es zu meistern galt. Aus einer Konzentration pervertierter Obszönität formt sich die Konfrontation der hilflosen Auslieferung gegenüber der Endgültigkeit.

 

…zur Festa-Veröffentlichung

Das erste, was bei der Festa-Veröffentlichung von Poisoning Eros (Originaltitel) auffällt, ist, dass neben der obligatorischen Widmung von White ("To Mom" – seine Mutter liest seine Bücher nicht; wundert das jetzt?!) und der genialen Widmung von O’Rourke ("For Mom—sorry") die Einleitung von Gerard Houarner fehlt.
"Ja", es sind nur drei Seiten und "nein" sie ist weder unglaublich wichtig, noch relevant für das Buch – aber: wenn eine Szene-Größe und Autor wie Houarner ein Vorwort schreibt, darf es gerne weitergegeben (übersetzt) werden – und letztlich ist es einfach etwas, das bei dieser Veröffentlichung nun einmal einfach fehlt; Punkt!

Was die Übersetzung angeht, so muss man sagen, dass es da draußen (leider) recht wenig gute Übersetzer gibt. Erschwerend kommt hinzu, dass nicht jeder gute Übersetzer auch gute Übersetzungen auf den Markt bringt; hier spielt Zeit und Geld eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Mit anderen Worten ist die Zahl guter Übersetzungen noch geringer, als die (ohnehin schon geringe) Zahl guter Übersetzer – was eine Übersetzung also (fast) immer zu einem gewissen Spiel mit dem Feuer werden lässt.

Was nun eine Übersetzung wirklich schwer (allerdings dann eben auch gut) macht, ist nicht die einfache Sprache, nicht das Wort von A nach B zu bringen (stumpfes übersetzen), sondern eben auch das Gefühl, die Aussage und den Inhalt zu vermitteln, welcher sich dahinter verbirgt.

Bei Büchern wie Vergifteter Eros zeigt sich das Niveau der Übersetzung insbesondere im vermitteln des Inhalts: es gilt das Blut regelrecht auf der Haut zu spüren, diesen metallenen Geschmack im Mund zu haben, die Schreie zu hören und die Fäkalien zu riechen – ein wahrhaft schmaler Grat zwischen Obszönität und Sinnlosigkeit, Perversion und stupider Gewaltdarstellung; die Autoren haben es gemeistert, der Übersetzer darf sich herausgefordert sehen.

Iris Bachmeier hat sich dieser Herausforderung angenommen und sich bei diesem besagten Spiel mit dem Feuer nicht verbrannt!
Ähnlich ihrer wirklich erschreckend guten Übersetzung von Sick B*stards (Übersetzung erschienen bei Festa unter dem Titel Perverse Schweine), hat sie es auch hier geschafft die Morbidität aus Monica J. O’Rourkes und Wrath James Whites Gedankenapokalypse in widerwärtigste Worte zu packen!

Eben so macht Splatterpunk Spaß, eben so machen Übersetzungen Spaß und eben so macht Festa Spaß!
Danke an den Verlag und die Übersetzerin für diese geniale Arbeit!

 

 

Monica O'Rourke & Wrath James White - Vergifteter Eros

 

Autoren:
Titel:
original Titel:
Übersetzer:
Titelbild:
Dean Samed
Auflage:
1. Auflage
(Oktober 2017)
Seitenzahl:
336 Seiten
Verlag:
Ausgabe:
Taschenbuch
(auch als eBook erhältlich)
ISBN:
ohne ISBN
(Festa Extrem – ab 18 Jahre)

 

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Verfasst von:

Ph'nglui mglw'nafh Cthulhu R'lyeh wgah'nagl fhtagn

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